Das Thema unserer letzten Mitgliederversammlung in 2025 „Frauen und Finanzen“ ist auf erfreulich großes Interesse gestoßen. Unsere Vereinsräume waren bis auf den letzten Platz gefüllt ..“und brummten vor Frauen-Power“. Mit großer Freude konnten wir viele Mitfrauen aber auch „neue Gesichter“, darunter zahlreiche Absolventinnen unserer Löwinnen-Fortbildung, begrüßen.

Ich kenne mich eigentlich ganz gut mit Geldanlagen aus, aber ich habe viel aus den Fragen der anderen gelernt“ war eines der durchweg positiven feed backs einer unserer Mitfrauen.

Was muss geschehen, damit Frauen* sich aktiver mit dem Thema Geldanlage befassen? 

Wie viel Aufwand ist damit verbunden?

Können Finanzprodukte Frauen* tatsächlich dabei helfen, Vermögen aufzubauen und den Lebensstandard im Alter zu sichern? 

Lohnt es sich, auch noch in höherem Alter „einzusteigen“? 

Was ist die richtige Strategie? Was ist erreichbar?

Was sind die Chancen und Risiken? Worauf ist zu achten? 

Was sollte frau über Finanzprodukte wissen, um ihr Geld nicht Unternehmen zu „leihen“, deren Geschäftsmodelle sie ablehnt?

Das sind einige der Fragen, die in der lebhaften, teils leidenschaftlichen Diskussion aufgeworfen wurden. Sophie Thurner, die Referentin des informativen und gelungenen Abends, beantwortete sie mit großer Sachkenntnis, Geduld und ansteckender Begeisterung für Finanzbildung.

Sophie arbeitet seit mehr als 10 Jahren in der Finanzbranche und war unter anderem auch für die Finanzmarktaufsicht tätig. Sie bewegt die Frage, wie es gelingen kann, Finanzmärkte zu einem faireren Ort zu machen und mehr Menschen für die Themen Geldanlage und Vermögensaufbau zu interessieren. Sie ist Mit-Gründerin von beatvest, einer Informations-App und Investment-Plattform für Börsenneulingeund will damit Finanzbildung vermitteln und Zugangshürden für den Einstieg ins Investieren abbauen. Die Vortragsfolien eine Liste von Fragen, die frau sich und Anbietern von Finanzprodukten stellen sollte bevor sie investiert, sind hier verlinkt. Das Angebot Sophies, im Nachgang der Veranstaltung auftauchende Fragen an sie heranzutragen, gilt sicher auch für alle Leserinnen dieses Berichts. Schickt sie gern zur Weiterleitung an kontakt@berliner-frauenbund.de

Hintergrund: 

Als Verein sind wir Teil der organisierten Frauen*bewegung, denn schon unsere Gründungsmütter wussten, dass Frauen* sich zusammenschließen müssen, wenn sie für ihre Anliegen und Interessen Gehör finden wollen. Deshalb haben sie 1945, unmittelbar nach Kriegsende und inmitten von Not und Ruinen einen Frauen-Verein gegründet. 

Die Notwendigkeit sich zusammenzuschließen, sich zu organisieren besteht bis heute fort. Nicht nur um dafür einzutreten, dass Frauen* in Politik und Gesellschaft gleichberechtigt mitgestalten, sondern auch weil es nur so möglich ist, als Träger wichtiger Projekte, Frauen* ganz konkret zu unterstützen.

Ziel unserer Vereinsarbeit und Ziel unserer Projekte ist es dazu beizutragen, dass Frauen* ein selbstbestimmtes Leben führen können. Bildung, Beruf und Arbeit stehen im Mittelpunkt wichtiger Projekte des Berliner Frauenbunds. Denn: Wirtschaftliche Unabhängigkeit ist eine wichtige Voraussetzung dafür, dass Frauen den ihnen zustehenden Raum im Privaten, in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik einnehmen können. 

Wir alle kennen den traurigen Befund, der sich hinter dem Begriff „Gender Investment Gap“ verbirgt: Frauen haben ein geringeres Lebens-Einkommen, investieren seltener am Kapitalmarkt, bauen weniger Vermögen auf und sind im Alter häufiger von Altersarmut betroffen als Männer. Die schlechte, die vielfach prekäre wirtschaftliche Situation vieler Frauen hat strukturelle Ursachen: Frühe Bildungs-und Berufswahl-Entscheidungen, gebrochene Berufsbiografien, Einkommensunterschiede und weitere Benachteiligungen am Arbeitsmarkt (think Manager – think male – Stereotyp) aber auch Unterhalts- und steuerrechtliche Rahmenbedingungen, um nur einige der Ursachen zu nennen. 

Strukturellen Ursachen und ihren Folgen muss mit politischen Instrumenten und gesellschaftlichem Engagement begegnet werden. Dafür braucht es auch ein gesellschaftliches Klima, in dem diese Ungleichheit als schädlich für die Wirtschaftsleistung und das Gemeinwesen insgesamt erkannt und Frauen und Männer ermutigt und unterstützt werde, wenn wenn Sie neue, andere Wege gehen. Das sind dicke Bretter und wir – als Verein – lassen nicht nach, sie zu bohren. 

Jede von uns ist aber auch auf der individuellen Ebene betroffen. Jede einzelne von uns ist Gestalterin ihrer wirtschaftlichen Situation und hat es – ein Stück weit – in der Hand, wie ihre Finanzlage in den verschiedenen Lebensaltern aussieht. Ein vielleicht unterschätzter Aspekt neben vielen anderen ist die Geldanlage.

Zu viele Frauen leisten es sich, ihre Finanzbildung zu vernachlässigen und das weite Feld der Geldanlagen nicht zu beackern. Sie berauben sich, damit der Möglichkeit auch auf diesem Wege dem Ziel finanzieller Unabhängigkeit ein Stück näher zu kommen. Um es klar zu benennen: Auch das „Gender Investment Gap“ hat strukturelle Ursachen, aber sie erklären die Zurückhaltung von Frauen nicht in Gänze.

Frauen in Deutschland haben eine höhere Sparquote als Männer (DIW 2022 / Frauen 14 % des monatlichen Einkommens, Männer 10 %.)Aufgrund ihrer niedrigeren Einkommen haben sie jedoch in absoluten Zahlen geringere Ersparnisse als Männer. Und auch wenn wir in der besten aller Welten lebten, in der es kein „Gender Pay Gap“ mehr gäbe, das Ehegattensplitting abgeschafft wäre, die Care-Arbeit gleichmäßig auf den Schultern von Männern und Frauen ruhen und volle Gleichberechtigung erreicht wäre ist nicht gesagt, dass Frauen aufgrund ihrer höheren Sparquote ein größeres Vermögen aufbauen als Männer. Frauen und Männer scheinen bei der Geldanlage, beim langfristigen Vermögensaufbau unterschiedlich „zu ticken“. Denn, auch in hohen Einkommensklassen zeigen sich geschlechtsspezifische Unterschiede bei der Aktienteilnahme. Eine Antwort darauf: „Frauen* seid mutiger!“

Karin Knufmann-Happe