Viele Kolleginnen aus der Frauenbildungs- und beratungsszene, Mitfrauen des Berliner Frauenbundes 1945 e.V. und Familienangehörige verabschiedeten in gebührender Weise am 19. Juni 2024 Dr. Hildegard Schicke, Projektleiterin, und Heike Steffl, Verwaltungsleiterin. Beide Frauen waren langjährige Säulen im Projekt KOBRA. Zum 1. Juli 2024 geht Hildegard in den verdienten Un-Ruhestand und Heike erfüllt sich einen Neustart in ihrer beruflichen Karriere.

Roswitha (Rosi) Jungkunz, Vorgängerin von Hildegard als Projektleiterin und anschließend langjährige Vorstandsfrau des Berliner Frauenbund 1945, würdigte in ihrer Rede die langjährige Verbundenheit von Hildegard zum BFB 1945 e.V.:

  • Anfang der 90ger Jahre war Hildegard Leiterin des Löwinnen-Projektes,
  • im Zeitraum 2000 – 2011 agierte sie als temporäre und seitdem als festangestellte Mitarbeiterin bei KOBRA,
  • seit 2013 ist sie Projektleiterin von KOBRA.

Eines ist für alle beruflichen Stationen festzustellen: Sie hatten im Ergebnis nachhaltige Strukturen in der Weiterbildung mit neuen Beratungs- und Bildungsformaten zur Folge. So erreichte Hildegard aus ihren im Rahmen einer tätigkeitsintegrierten Handlungsforschung gewonnenen Erkenntnissen und Erfahrungen erfolgreich eine Professionalisierung der KOBRA-Beraterinnen. Alle absolvier(t)en eine Fortbildung zum Kompetenzbilanz-Coach, was in der Berliner Weiterbildungslandschaft zum Alleinstellungsmerkmal wurde. Auch dass KOBRA sich seit 2008 regelmäßig dem Qualitätstestierungsprozess nach LQW- „Lernerorientierte Qualitätstestierung in der Weiterbildung“ unterzieht, beruhte auf Hildegards Initiative.

Rosi erinnerte an ein gemeinsames Highlight: die 2009 erfolgte Verleihung des Innovationspreises durch das DIE-Deutsches Institut für Erwachsenenbildung. KOBRA wurde mit zwei anderen Projekten als ein „Leuchtturm in der Erwachsenenbildung“ geehrt. Mit dieser Anerkennung wurde erstmals der Beratung zu Beruf, Bildung, Arbeit von Frauen im System der Erwachsenenbildung ein entsprechender Platz zugedacht. Beratung als Bildungsformat wurde 2021 auch im Erwachsenenbildungsgesetz Berlins verankert. Wie können Frauen Zugang zu existenzsichernder Erwerbsarbeit erhalten, welche auch ein existenzsicherndes Alterseinkommen ermöglicht? – KOBRA ist mit seinen von der Senatsverwaltung anerkannten Fachstellen eine der grundlegenden gleichstellungsorientierten Antworten auf diese umfassende gesellschaftspolitische Herausforderung. In der schwierigen Corona-Zeit wurde das KOBRA-Angebot nicht nur in gewohnter Qualität aufrecht erhalten, sondern zusammen mit den KOBRA-Mitarbeiterinnen auf neue digitale Füße gestellt. Beratungen, Workshops und Seminare ebenso wie Teamsitzungen erfolgten aus dem Homeoffice heraus. 

Wir alle danken Hildegard für ihr jahrzehntelanges engagiertes und fachkompetentes Engagement zur Förderung einer guten gleichstellungsorientierten Weiterbildung und Beratung in Berlin und wünschen ihr einen erfüllten Ruhestand. Wir freuen uns auf die weitere Zusammenarbeit als frisch gewählte Vorstandsfrau des Berliner Frauenbund 1945 e.V.. Gemeinsam werden wir uns weiterhin für gleiche Rechte und gleiche Chancen von Frauen und ihre gleichberechtigte Teilhabe in allen gesellschaftlichen Bereichen einsetzen.

Hildegard hielt die würdigende Rede für Heike Steffl, in der sie auf erfolgreiche Strategien ihrer Zusammenarbeit als Arbeitstandem hinwies, u.a.:

Regel Nr. 1: „Keine großen Worte“ – direkt zum wesentlichen Kern vordringen und eine eindeutige Wertung mitteilen

Regel Nr. 2: Ausweiten des Vier-Augen-Prinzips bei der Zahlungsanweisung auch auf Fragen der Abstimmung in der Projektsteuerung

Regel Nr. 3: Herstellen von Eindeutigkeit an den zahlreichen Schnittstellen der arbeitsteiligen Prozesse der projektbezogenen Geschäftsführung

Regel Nr. 4: In der kollegialen Beratung mit einem geschätzten Menschen entstehen Ressourcen und Empowerment 

Regel Nr. 5: Auch im Feld der Sachbearbeitung haben wir „unseren Stil entwickelt“: „Da wir nun von uns selbst die Auffassung hatten, dass es nicht unser Lebensauftrag war, ein nimmermüdes Fleißbienchen in der Sachbearbeitung zu werden, haben wir ab und zu die Blickrichtung gewechselt und aus der Außenperspektive von ganz weit oben oder von ganz weit unten die Sachlage betrachtet: Dein Vorteil war hier, dass Dir aus eigener Erfahrung der Systemvergleich DDR / BRD nahe lag und Du zudem den Großkonzern Allianz in der sog. Privatwirtschaft mit dem kleinen Projekt KOBRA im öffentlichen Sektor vergleichen konntest. Meine Spezialität war die zeitgeschichtliche Betrachtung des Prozesses der Verstaatlichung der Frauenfrage, die doch zu meiner Studienzeit noch in einer sozialen Bewegung verortet war. Zum aktuellen Stand der sog. „Verstaatlichung der Frauenfrage“ verweise hier nur auf die in 2023 eingeführte Genderbudgetingtabelle. Aus unseren Außenperspektiven entwickelten sich erhellende Gespräche, gesellschaftstheoretisch, bürokratietheoretisch fundiert, versteht sich.“

Regel Nr. 6: Auch angesichts der unzähligen Pflichtaufgaben unbedingt mindestens einen Schwerpunkt in der Disziplin „Kür“ pflegen, der mit persönlicher Leidenschaft beseelt werden kann. Heikes Leidenschaft zur Digitalisierung verdanken wir KOBRA-Frauen vieles.

Der Berliner Frauenbund 1945 e.V. dankt Hildegard und Heike für die langjährig eingebrachte Leidenschaft, Fachkompetenz und ihren Gestaltungswillen. Wir freuen uns auf die weitere Verbundenheit mit beiden als Mit- bzw. Vorstandsfrau.