Rückschau & Aufbruch
Historischer Ursprung des Berliner Frauenbundes 1945 e.V. (BFB 1945 e.V.) ist der 1894 gegründete Dachverband der damaligen Frauenorganisationen – „Bund Deutscher Frauenvereine“ (BDF), zu dem sich Ende des 19. Jahrhunderts mehrere Organisationen der Frauenbewegung zusammengeschlossen hatten.
1929 wurde Dr. Agnes von Zahn-Harnack Vorsitzende des BDF.
In seiner Blütezeit vor dem Ersten Weltkrieg gehörten ihm über 1500 Vereine an. 1931 zählte der BDF über eine Million Mitfrauen. Der BDF koordinierte die vielfältigen Aktivitäten der Frauenbewegung, um deren Zielen durch eine größere Breitenwirkung bessere Erfolgschancen zu sichern und im Reichstag mehr Durchsetzungskraft zu haben.
Durch Dr. Agnes von Zahn-Harnack ist der „Berliner Frauenbund“ dem nichtfaschistischen „anderen“ Deutschland verbunden: Als letzte Vorsitzende des „Bundes Deutscher Frauenvereine“ hat sie 1933 die Selbstauflösung des BDF durchgeführt, weil der Verband nach Hitlers Machtergreifung Jüdinnen ausschließen und nationalsozialistische Funktionärinnen in den Vorstand aufnehmen sollte. Diese Auflösung hat das Ende der Ersten Deutschen Frauenbewegung bedeutet, die 1887 mit Helene Langes „Gelber Broschüre“ begonnen hatte (https://www.bpb.de/themen/gender-diversitaet/frauenbewegung/35312/helene-lange/#node-content-title-0).
Unmittelbar nach dem Zweiten Weltkrieg trafen sich Dr. Agnes von Zahn-Harnack und weitere der früheren Aktivistinnen, um die Gründung eines neuen „Deutschen Frauenbundes“ vorzubereiten. Hieraus entstand der „Berliner Frauenbund 1945 e.V.“.
Nach der Neugründung setzten sich die Frauen der ersten Stunde für einen Verein ein, dessen Hauptziel nicht nur in karitativer Arbeit liegen sollte. Sie befürworteten „eine Zielsetzung auf weite Sicht“, die vor allem die aktive, politische Beteiligung von Frauen meinte. Zur Durchsetzung kommunaler Frauenpolitik hat der BFB 1945 e.V. sehr früh sowohl ein Netzwerk zwischen Verbandsfrauen, Politikerinnen und Expertinnen der Behörden entwickelt, als auch ein „Kommunales Frauenprogramm“ entworfen. 1947 stellte der BFB 1945 e.V. einen Antrag an die Stadtverordnetenversammlung einen Friedensparagraphen und das Kriegsdienstverweigerungsrecht in die Berliner Verfassung aufzunehmen. Der BFB 1945 e.V. gründete einen Ausschuss Frauenrechte – Menschenrechte und verlieh eine Marie Munk Friedensplakette zu „Menschenrechte – Menschenpflichten – Frieden für die Welt“ als Ehrung für verdiente Frauen. Die Friedenskommission arbeitete eng mit dem von der Physikerin Freda Wüsthoff gegründeten Verein „Stuttgarter Friedenskreis“ zusammen.
Dr. Agnes von Zahn-Harnack hat in der Gründungszeit des BFB 1945 e.V., im Oktober 1946, die Notwendigkeit einer autonomen, überparteilichen Frauenbewegung betont. Die Parteien hätten die Frauen nicht erreicht und sich auch wenig um deren Probleme gekümmert. So sei zum Beispiel „Gleicher Lohn für gleiche Leistung“ nicht angegangen worden (ein bis heute nicht bewältigtes Problem). Die Notwendigkeit einer überparteilichen Arbeit sah sie auch im Hinblick auf zukünftige internationale Zusammenarbeit.
Beeinflusst von der Frauenbewegung Anfang der 80er Jahre entstand die projektorientierte Arbeit, die bis heute einen wichtigen Schwerpunkt des BFB 1945 e.V. ausmacht. Durch größer angelegte Projekte werden die Chancen von Frauen in Ausbildung, Beruf und Beschäftigung verbessert. So verbindet der BFB 1945 e.V. die Forderungen der damaligen Frauenbewegung nach gleichen Rechten in allen gesellschaftlichen Bereichen mit den aktuellen Herausforderungen, denen sich Frauen und Frauenbewegungen heute und in der Zukunft stellen.
„Welches ist die Idee, unter die die Frauenbewegung sich stellt; was ist ihr letztes Ziel?“ fragte Dr. Agnes von Zahn-Harnack 1924. „Wer die Frage schnell beantworten will, wird sie wahrscheinlich falsch beantworten.“ Wir, der BFB 1945 e.V., stehen in dieser Kontinuität.